Lamotrigin blockiert Natrium- und spannungsabhängige Calciumkanäle der Nervenzellen und verhindert die Freisetzung der erregenden Neurotransmitter Aspartat und Glutamat. So können sich Reize nur noch vermindert von einer Nervenzelle zu einer anderen ausbreiten. Die durch Lamotrigin bewirkte Hemmung neuronaler α4β2-nACh-Rezeptoren – wahrscheinlich via Lumenblockade – könnte zur antiepileptischen Wirkung beitragen. Im Depressionsmodell werden Werte von BDNF und VEGF durch Lamotrigin günstig beeinflusst.
Einsatzgebiete:
In der Epilepsiebehandlung führt es bei 40–60 % der Patienten zu einer Anfallsfreiheit. Allerdings zeigen Erfahrungen, dass die Wirksamkeit bei Myoklonien herabgesetzt sein kann.
Neben der Epilepsiebehandlung wird es vor allem zur Prophylaxe von rezidivierenden Depressionen und von depressiven Zuständen bei einer bipolaren Störung eingesetzt. Bei der Behandlung von Manien zeigt es dagegen eher geringe Effekte. Lamotrigin wirkt stimmungsstabilisierend („mood-stabilizer“) und reiht sich damit bei den Phasenprophylaktika ein. Durch die membranstabilisierende Eigenschaft von Lamotrigin wird es neben anderen Antiepileptika (Phenytoin, Valproinsäure, Carbamazepin) auch bei Neuromyotonien (z. B. dem seltenen Isaac-Syndrom) eingesetzt.
Zudem wurde in einer Studie von Schlaganfallpatienten bei 30 % der Beteiligten eine Minderung der Schmerzen beobachtet. Ebenfalls wird eine gute Wirksamkeit bei HIV-assoziierter Polyneuropathie beschrieben. Auch wenn die Wirksamkeit von Lamotrigin bei neuropathischen Schmerzen in Frage zu stellen ist, empfiehlt der Gemeinsame Bundesausschuss seit 2013 den Off-Label-Use von Lamotrigin bei neuropathischen Schmerzen.
In jüngerer Zeit wird das Mittel von Neurologen auch gegen Migräne eingesetzt – allerdings nicht gegen die Kopfschmerzen, sondern in Fällen, in denen die Migräneaura (neurologische Ausfälle, Lähmungserscheinungen, Gesichtsfeldausfälle aufgrund der Migräne) im Vordergrund steht.
Auch die Kombination mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern zur besseren Behandlung von Depersonalisations- und Derealisationssymptomen wird untersucht, wobei Lamotrigin alleine jedoch keine Wirkung gegen diese Symptome zeigt.
Lamotrigin wird außerdem erfolgreich in der Behandlung der seltenen Halluzinogen-induzierten persistenten Wahrnehmungsstörung eingesetzt. Beim ebenfalls seltenen Visual Snow Syndrom kann Lamotrigin wie auch andere Präparate Besserung bringen.